Wöchentlich erscheinender JOB-newsletter DIE ZEIT,
Gerda Kneifel war mit verantwortlich von 1997 bis 2001.


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JOB-newsletter DIE ZEIT 06/98 vom 9. Februar 1998

Von Gerda Kneifel und Udo Perina.
Hinweise und Anregungen sind herzlich willkommen:
ZeitimInternet@zeit.de


*** INHALT ***

  1. Landwirte: Jobs im Netz
  2. Fuehrungsnachwuchs: Agentur fuer Musterschueler
  3. Ingenieure: Verkaufen lernen
  4. Naturwissenschaftler: Gut informiert ist halb patentiert
  5. Neue Berufe (41): Innovationsoekonom
  6. mails & more
  7. Hausmitteilungen


*** 1. Landwirte: Jobs im Netz ***

Landwirte, die noch kein Feld zu beackern haben, sollten einmal virtuellen Boden betreten. Denn es gibt sie, die Internet-Stellenmaerkte fuer Agrarier. Auch wenn sie nicht so reich gesaet sind wie die Job-Boersen fuer weniger erdverbundene Berufssparten. Zunaechst einmal bieten sich die Universitaeten fuer die Jobsuche an. Zwar haben die einschlaegigen Fakultaeten und Institute die virtuellen Moeglichkeiten noch nicht ausgereizt. Aber hier und da ist eine Rose unter den Mauerbluemchen zu entdecken. Am Institut fuer Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Uni Kiel wird ein Dipl.-Ing. agr. der Fachrichtung Pflanzenproduktion oder "WiSoLa" als Wissenschaftlicher Mitarbeiter gesucht. "Aufgeschlossen" muss er sein und "kontaktfreudig", denn es geht um "Reparaturkosten bei Maschinen in landwirtschaftlichen Grossbetrieben".

Das Institut fuer Pflanzenernaehrung braucht immerhin zwei technische Assistenten. An der Uni Bonn werden am Institut fuer Organischen Landbau Diplom- und Doktorarbeiten vergeben. Auch unter den allgemeinen Stellenausschreibungen der Uni sind Stellen im Agrarbereich zu finden. Sogar eine C3-Professur ist im Institut fuer Obstbau und Gemuesebau zu besetzen.

Reisefreudige Bauern sollten einmal die Gesellschaft fuer Technische Zusammenarbeit (GTZ) anklicken. Hier sind Agrar- und Forstwirte eigentlich immer gefragt: vom Studenten fuer Praktika bis zum Akademiker fuer Leitungsaufgaben. Auch die konkreten Stellenausschreibungen der GTZ beziehungsweise des CIM-Stellenmarktes (Centrum fuer Internationale Migration und Entwicklung) sind interessant.

Die reichste Ernte aber duerfte die Suche beim Deutschen Agrar-Informationsdienst (DAI) bringen. Hier sind derzeit 12 Stellen im Angebots und es gibt jede Menge nationale und internationale Links zu Jobboersen fuer Agrarwissenschaftler und verwandte Berufssparten. Allerdings ist nicht jede Adresse so ergiebig, wie ihr Name vermuten laesst. Das "weltweite Register fuer akademische Stellenausschreibungen in Agrarwirtschaft" von der Australian National University ist enttaeuschend. Weltweit sind beziehungsweise waren vier Stellen zu vergeben, denn die Bewerbungsfristen sind allesamt abgelaufen.

Ein wahres Paradies fuer Landwirte ist Kanada. "The Canadian Federation of Agriculture" bietet nach Branchen sortierte Jobs. Ein Kontrolleur der oeffentlichen Gesundheit wird hier ebenso gesucht wie ein Farmarbeiter in weiter Flur.


*** 2. Fuehrungsnachwuchs: Agentur fuer Musterschueler ***

Im Internet ist alles ganz anders. Da bemuehen sich die Personalchefs grosser Unternehmen um die Spunde aus den Hochschulen, die nur noch unter den verschiedenen Angeboten zu waehlen haben. Jedenfalls soll das in Zukunft so sein, sagt die Internet-Expertin Isabelle Raugel. Den ersten Schritt in diese Richtung moechte Job-Mail gehen, die absolut individuelle Stellenvermittlung. Der vielversprechende Fuehrungsnachwuchs muss ein elektronisches Formular ausfuellen, in dem er unter anderem seine bevorzugten Arbeitsfelder angibt. Das ist alles, was die kuenftigen Chefs zu tun haben. Dann heisst es nur noch abwarten und die Stellenangebote, die sie per E-Mail geschickt bekommen, zu sichten und sortieren. Die Job-Angebote werden - noch bevor sie in der Zeitung stehen - so gruendlich ausgewaehlt, dass sie genau auf den Bewerber passen.

Selbstredend kann diesen gehobenen Dienst nicht jeder in Anspruch nehmen. Job-Mail bietet nur Studenten und Hochschulabsolventen mit herausragenden Leistungen (im universitaeren Bereich) seine Dienste an. Gute Sprachkenntnisse, Engagement (im ausseruniversitaeren Bereich), ausgepraegte soziale Faehigkeiten und nicht zuletzt das dringend benoetigte Fuehrungspotential sind die Minimalvoraussetzungen fuer den Karrierestart bei Job-Mail. Dafuer nutzen nationale und internationale Top-Unternehmen (zum Beispiel Siemens, Deutsche Bank, Vobis) Job-Mail, um schon vor einer Stellenausschreibung "ein Verhaeltnis zu den Kandidaten aufzubauen". Das kann Konsequenzen haben.


*** 3. Ingenieure: Verkaufen lernen ***

Im Zuge der wachsenden Kundenorientierung erlangen Kenntnisse in Bereichen wie Praesentation und Verkauf immer mehr den Status von Schluesselqualifikationen. Diese Entwicklung greift auch auf Berufsgruppen ueber, die sich bis dato noch hinter ihrer "Fachqualifikation" verstecken konnten. Fuer die Ingenieurwissenschaften hat daher der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) einen entsprechenden Weiterbildungslehrgang entwickelt. Schwerpunkte des Programms sind, neben den Grundzuegen angewandter Betriebswirtschaft, auch industrielles Marketing und Verkaufstechniken. Angesprochen sind sowohl Berufstaetige wie auch Absolventen, die vor dem Einstieg ins Berufsleben stehen.

Eine Liste mit allen Lehrgaengen kann kostenlos per Telefon (Sprach-Computer), Fax oder Internet abgerufen werden. Anlaufstelle fuer Wirtschaftsingenieure (und Wirtschaftsinformatiker) ist die TH Darmstadt. Dort vermittelt auch das IPC (International Placement Center) Auslandspraktika von Hongkong ueber Suedafrika bis in die USA. Beim IPC handelt es sich um eine gemeinsame Initiative von Studenten der TH Darmstadt und TU Dresden. Zusammengearbeitet wird mit so namhaften Unternehmen wie Daimler-Benz, Lufthansa, BASF oder auch Shell Eastern Petroleum, die auch so manches Flugticket springen lassen.

    International Placement Center e.V. (IPC)
    Hochschulstr. 1
    64289 Darmstadt
    Tel.: 06151/16 56 62
    Fax: 06151/16 44 88
    http://www.th-darmstadt.de/hg/ipc

    Verein Deutscher Ingenieure (VDI)
    Postfach 10 11 39
    40002 Duesseldorf
    Tel.: 0211/62 14-0
    Fax: 0211/62 14-575
    http://www.vdi.de


*** 4. Naturwissenschaftler: Gut informiert ist halb patentiert ***

"Patentiert werden Erfindungen aus allen Gebieten der Technik, solange sie einen planmaessigen Einsatz beherrschbarer Naturkraefte zur Erreichung eines kausal uebersehbaren Erfolgs zum Gegenstand haben." Wer eine Erfindung gemacht hat und noch eine Frage zum Thema Patente hat, sollte sich an jemanden wenden, der sich damit auskennt. Schliesslich kann eine Patentanmeldung beim Deutschen Patentamt (DPA) schnell mehrere tausend Mark kosten. Da sollte alles genau geplant sein, damit man nicht hinterher feststellen muss, dass es die intelligente Waschmaschine, die weiss, was Frauen wuenschen, schon laengst gibt.

Die Universitaet Mainz bietet vom 4. bis 6. Maerz ein Seminar "Patente - Rechte und Recherchen" fuer Naturwissenschaftler, Biotechnologen, Chemiker und Pharmazeuten an. Wie man Forschungs- und Entwicklungsergebnisse sichert, wie man Schutzrechte erlangt und in Patentdatenbanken im Internet recherchiert, wer wo was hat patentieren lassen: das Weiterbildungsseminar klopft das Thema Patente gruendlich ab. Das kostet allerdings 950 Mark, Hochschulangehoerige und arbeitslose Absolventen zahlen 250 Mark. Wegen der grossen Nachfrage ist ein zweites Seminar schon in Planung. Alle, die dieses Mal nicht zum Zuge kommen, sind beim naechsten Termin garantiert dabei. Im Internet gibt das Deutsche Patentamt (DPA) ausfuehrliche Informationen.

    Johannes Gutenberg-Universitaet Mainz
    Zentralstelle fuer universitaere Fort- und Weiterbildung
    55099 Mainz
    Tel.: 06131/39 29 01
    Fax: 06131/39 47 14

    Deutsches Patentamt (DPA)
    http://www.deutsches-patentamt.de


*** 5. Neue Berufe (41): Innovationsoekonom ***

Wieso eigentlich hat sich die "QWERTZ"-Tastatur durchgesetzt? Und weshalb war das technisch weniger ausgereifte Videosystem VHS so erfolgreich, dass es seinen Konkurrenten Betamax vom Markt verdraengen konnte? Das sind Fragen, die man Innovationsoekonomen stellen muss. Sie wissen, mit welchen langfristigen Strategien die Unternehmen neue Produkte durchsetzen. Im Falle VHS zum Beispiel nutzten die Hersteller den Netzwerkeffekt. Sie investierten erst einmal Geld, bis das VHS-System so weit verbreitet war, dass man - wollte man Videokassetten unter Freunden austauschen - auf VHS zurueckgreifen musste. Der Konkurrent wurde auf diese Art vom Markt verdraengt. Eine aehnliche Strategie verfolgte Bill Gates, als er seine Microsoft-Produkte quasi verschenkte, bis auch in Deutschland die meisten Computerbesitzer davon abhaengig waren.

Als erste und bisher einzige Hochschule bietet die Uni Augsburg seit neuestem ein Schwerpunktstudium Innovationsoekonomik an. Was in anderen Laendern schon seit nahezu zehn Jahren mit Erfolg gelehrt wird, wurde in Deutschland bisher kaum beachtet. Jetzt wurde nach langer Genehmigungsprozedur der neue Schwerpunkt im Hauptfachstudium Volkswirtschaftslehre eingefuehrt.

Das Studium soll ein "Gefuehl" fuer Innovationsoekonomik vermitteln. Denn genau vorhersagen lassen sich die Wirkungen von Neuerungen auf dem Markt nie. Es gibt lediglich Entwicklungsmuster beziehungsweise Tendenzen, "fast logisch aufeinanderfolgende Schritte", heisst es in Augsburg. Der Studienplan soll durch die Bearbeitung empirischer Beispiele realitaetsnah und stark industriebezogen gestaltet werden. Erste Firmen haben bereits am Fachbereich angerufen und sich fuer die Studieninhalte interessiert. Bei einem biotechnischen Unternehmen sind Praktika fuer die Studenten in Planung.

Die Oekonomen koennen ihr Wissen in der Politik, in Forschungsinstitutionen oder an Unis einsetzen. In der Industrie sollen die Augsburger Absolventen fuer ihre zukuenftigen Unternehmen laengerfristige Strategien entwickeln, mit denen die firmeneigene innovative Technik den Markt erobert. Auch Banken duerften als Arbeitgeber in Frage kommen, schliesslich sind sie es, die die Innovationstaetigkeiten finanzieren.

    Universitaet Augsburg
    Lehrstuhl fuer Volkswirtschaftslehre V
    Universitaetsstr. 16
    86135 Augsburg
    Tel.: 0821/598 41 79
    Fax: 0821/598 42 29
    horst.hanusch@wiso.uni-augsburg.de


*** 6. mails & more ***

Regelmaessig erhalten wir E-Mails von deutschen Akademikern im Ausland bzw. von auslaendischen Wissenschaftlern in Deutschland, die uns um weiterfuehrende Informationen und Hilfen zum internationalen akademischen Austausch und Arbeitsmarkt bitten. Zu diesem Themenbereich haben wir im Job-newsletter in unregelmaessigen Abstaenden bereits einiges veroeffentlicht. Am sinnvollsten ist es hierfuer, die zugehoerigen Texte ueber unsere Suchmaske zu recherchieren:


*** 7. Hausmitteilungen ***

zusammengestellt von Steffen Richter
richter@zeit.de

*** Sommer-Akademie fuer Wirtschaftsjournalisten ***

Auf die praxisorientierten Weiterbildungsseminare der Bertelsmann Stiftung wurde im Job-newsletter wiederholt hingeweisen, zuletzt in 07/97 unter http://www.jobs.zeit.de/jobnl/19970520.07.html

Der Bedeutung von Fragen der Wirtschaft in Politik und Gesellschaft Rechnung tragend, moechte die Sommer-Akademie der Bertelsmann Stiftung in einem sechswoechigen Kompaktprogramm aktuelle oekonomische Strukturen und Entwicklungen erklaeren helfen. Angesprochen sind erfahrene Journalisten! Neben einem Dialog mit Spitzenkraeften aus Wirtschaft, Politik und Medien wird das Programm die Teilnehmer zu Wirtschaftszentren in Deutschland, nach New York und nach London fuehren.

Das Programm beginnt am 2. Juni dieses Jahres und steht unter der Schirmherrschaft von Johannes Gross, Dieter Stolte und Roger de Weck; unterstuetzt wird die Bertelsmann Stiftung dabei durch die Columbia University, New York, und die Universitaeten in St. Gallen und Witten/Herdecke.

Bewerbungsschluss ist der 20. Februar! Weitere Informationen erhalten Sie bei

(c) DIE ZEIT 1998


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